Ich war gestern zum ersten Mal in meinem Leben Blut spenden. Vor allem um endlich herauszufinden, was für eine Blutgruppe ich habe, aber auch weil man dort eine Zeckenimpfung kriegt. Und weil ich damit was Gutes tu und so.
Es war eigentlich ganz lustig. Zuerst musste ich ein ellenlanges Formular (Hatten Sie in den letzten 4 Wochen eine Fieberblase? Hatten Sie in letzter Zeit Geschlechtsverkehr mit mehreren, ihnen zuvor unbekannten Partnern? Haben Sie Tropenfieber? Wurden Sie jemals HIV positiv diagnostiziert?) Dann muss man zur einer Vorsorgeuntersuchung.
Dort wird einem in den Finger gestochen (das tut mehr weh als das Blutabnehmen selber) und die Blutgruppe festgestellt, der Puls und die Temperatur gemessen. Dann wird man gefragt wie groß man ist, wie viel man wiegt, ob man sich eh gut fühlt, usw. Ziemlich fad.
Dann darf einem immer noch nicht Blut abgenommen werden. Nein, man muss erst zum Arzt, der dasselbe fragt wie der Typ bei der Voruntersuchung. (Er ist aber viel netter.)
Im Blutabnehmeraum (mint-grüne Wände, soll wohl beruhigen) wird man dann auf eine rote Liege gelegt - die sind toller als Zahnarztliegen, mit hochklappbaren Armen. Ich musste dann ewig warten. Erst wurde mein Arm desinfiziert, dann musste ich was trinken, dann wurde ich nach Namen und Geburtsdatum gefragt, dann musste ich noch was trinken, dann wurde ich gefragt, ob ich die Zeckenimpfung haben wollte (auf meinem Formular stand ein großes Z, aber bitte, fragt's mich halt noch einmal.), dann wurde ich noch mal nach Name und Geburtsdatum gefragt, dann wurde mein Arm noch einmal desinfiziert und dann endlich wurde ich "gestochen".
Ja, sie verwenden andauernd das Wort "stechen". "Kannst du mir mal helfen, damit ich die Dame hier stechen kann?" "Ich komm gleich, ich muss den Herrn dort drüben noch stechen." "Wollen Sie links oder rechts gestochen werden?" Wie soll man da ruhig bleiben?
Das Blutabnehmen selbst ist ziemlich unspektakulär. Man liegt nur da und pumpt mit der Faust, während man sich über "News, Sport, Kultur, Gesundheit und Lifestyle" von den medscreens aufklären lässt. Ich habe ungefähr zwanzig mal die Willi Dungl-Werbung gesehen. Danach gibt's Würstel, Cola und Manner-Schnitten und man darf sich nicht bewegen.
Es scheint da so eine richtige Blutabnehmer-Szene zu geben. Sie reden darüber, welche Fragen neu beim Formular sind und vergleichen wie oft sie schon da waren. (Nach dem Motto: "Was, Sie haben sich erst 98 mal Blut abnehmen lassen? Ich bin schon zum 154. Mal da.")
Die Bilder sind alle aus "Dracula", der 1931er Version mit Bela Lugosi und nicht von mir.